Wald 2.0

Hintergründe

Wald 2.0 war in der Vor- und Nachgründungsphase der Jahre 2011-2013 der Projektname der Initiative für unseren neuen Wald und unser neues Waldkonzept. Mittlerweile ist aus der seinerzeitigen Initiative und Idee von Wald 2.0 eine Genossenschaft mit bereits über 300 Mitgliedern aus ganz Deutschland geworden – Tendenz laufend steigend.

Die Probleme im und um den Wald sind in den vergangenen Jahren durch Trockenheit, Hitze, Borkenkäfer, Stürme und weiter zunehmende gesellschaftliche Ansprüche nicht weniger geworden.

Wald, gleich ob Staats-, Kommunal- oder Privatwald, gerät seit einiger Zeit immer mehr in ein klimabedingtes und gesellschaftliches Spannungsfeld. Die Ansprüche an seine vielfältigen Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen steigen kontinuierlich an und führen dabei immer mehr zu widerstreitenden Konfliktsituationen. Die Pandemielage der vergangenen Monate hat dies durch bestehende Reise-beschränkungen weiter verschärft, der Wald wurde von den Menschen als einer der wenigen nutzbaren Freizeit- und Rückzugsorte wieder neu entdeckt. Dadurch entstehen neue Belastungen und Konflikte.

Ökosystemleistungen

Die Erbringung der vielfältigen Ökosystemleistungen des Waldes, d.h. die gleichzeitige Umsetzung von nachhaltiger Holzproduktion, Klima-, Boden-, Biotop- und Artenschutz sowie viele Erholungsdienstleistungen, stößt aufgrund der verstärkten Berücksichtigung von Einzelinteressen und Forderungen mittlerweile an naturgegebene Grenzen im Wald. Hier möchten wir auch durch unsere Waldgenossenschaft eine Plattform schaffen, über den Wert und deren Inwertsetzung informieren, sensibilisieren und für mehr Verständnis, Achtsamkeit und Rücksichtnahme werben.

Herausforderung Privatwald

Der Privatwald im Bergischen Land wird u.a. geprägt durch seine Kleinparzelliertheit. Aufgrund der seit Jahrhunderten in dieser Region bestehenden Realerbteilung ist der durchschnittliche Waldbesitz auf deutlich unter 2 ha geschrumpft. Damit einher-gehend sind Probleme in der nachhaltigen flächigen Bewirtschaftung und für den laufenden ökologischen Waldumbau verbunden. Da die Eigentümer ihren Wald meist nur aussetzend und gemeinsam bewirtschaften können, d.h. nach einer möglichst abgestimmt durchgeführten Maßnahme zunächst erst wieder einige Jahre warten müssen.

Vielfach sind Waldeigentümer infolge von Erbübertragung, Wegzug, völlig anders gelagerter beruflicher Ausrichtung oder aufgrund ihrer persönlichen Motive häufig zeitlich und fachlich nicht mehr in der Lage, sich um ihren Waldbesitz angemessen zu kümmern. Die aktuelle Waldschadenssituation tut dazu ein Übriges.

Kommunale Waldbesitzer

Für kommunale Waldbesitzer bedeutet die vielfach dramatische Entwicklung  ihrer Haushalte ebenfalls häufig ein Überdenken der Notwendigkeit des kommunalen Waldeigentums insbesondere nach den seit 2018 entstandenen Schäden, zumal die dort herausragende Bedeutung und Berücksichtigung der Erholungsfunktion den Stadtwald i.d.R. zu einem Zuschussgeschäft macht bzw. machen wird. Überlegungen zum Waldverkauf an private Investoren wurden vereinzelt mit der Konsequenz umgesetzt, dass die neuen Waldeigentümer ihren Wald nach eigenen persönlichen Vorstellungen und Interessen bewirtschaften möchten.

Vorprogrammierte Konflikte

Ökonomische, einseitigholzwirtschaftlich, jagdlich oder naturschutzmäßig ausgerichtete Interessen führen infolge dessen dazu, dass die Bürger „ihren“ Wald vor der Haustüre, über dessen Eigentumsverhältnisse sie sich bislang keine Gedanken machen mussten, nach Eigentumsübertragung nicht mehr uneingeschränkt nutzen können. Konflikte, z. B. durch Kahlschläge, überhöhte Wildbestände, zerstörte Waldwege, mangelnde Verkehrssicherheit sind dann vorprogrammiert und das zuvor bestehende freie Waldbetretungsrecht wird faktisch eingeschränkt.

Diesbezügliche negative Beispiele aus Nordrhein-Westfalen führten bereits in einigen Regionen zu großem öffentlichem Protest und zur Entstehung von Bürgerinitiativen.

Die Ziele

Wald 2.0 bietet Bürgern, privaten Investoren, Unternehmen und Organisationen die Möglichkeit auch mit kleinen Investments zukünftig echter, ideeller Waldbesitzer zu werden, ohne dabei selbst Hand anlegen zu müssen.

Die Gründung der Waldgenossenschaft nach Genossenschaftsrecht als bundesweit nach wie vor erster Bürgerwaldgenossenschaft im März 2013 verknüpft mit dem rechtlichen Instrumentarium des Genossenschaftsrechtes ist bislang einmalig. Dies eröffnet die Möglichkeit privates Kapital zum Ankauf privater oder ggf. auch kommunaler Waldflächen verkaufswilliger Waldeigentümer zu erwerben und diesen Wald als echten Bürgerwald multifunktional, schonend und naturgemäß und für alle nutzbar nach einheitlichen ökologisch ausgerichteten Kriterien zu bewirtschaften.

Naturgemäße Waldbewirtschaftung

Die naturgemäße Waldbewirtschaftung nach den Standards und Prinzipien der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft e.V. selbst wird durch die seit Jahrzehnten bewährte enge Zusammenarbeit von Forstverband und Stadtforstamt Remscheid durchgeführt und gewährleistet. Hierdurch können die beschriebene Strukturschwäche des Kleinprivatwaldes behoben und neue Ideen und private Engagements der neuen Waldbesitzergemeinschaft einbezogen werden, die sich für ihren Wald interessiert und sich mit ihm eng verbunden fühlt, auch über die Region Remscheids hinaus.

Genossenschaftsanteile als regionale Wald-Investments

Die Vermarktung der Genossenschaftsanteile wird dabei großzügig unterstützt durch die Stadtsparkasse Remscheid, die damit ihr regionales Engagement zur Förderung des Natur-, Umwelt- und Klimaschutzes nachhaltig zum Ausdruck bringt.

Unsere Geschäftsidee ist dabei bewusst nicht darauf ausgerichtet möglichst hohe Renditen zu erwirtschaften, sondern kann aufgrund der seit Jahren bestehenden globalen und gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen (Zunahme der Weltbevölkerung, dramatische Abnahme der Waldflächen weltweit, gleichzeitig Zunahme des Holz- und Biomassebedarfs, Energiewende etc.) davon ausgehen, dass regionale Investments in den Wald vor der eigenen Haustüre im Gegensatz zu Investments in tropische Holzplantagen, wertstabil und zudem nachhaltig begeh-, kontrollier- darüber hinaus erleb- und nutzbar werden.

Waldgenossenschaft Remscheid eG

Nach Gründung der bundesweit ersten Bürgerwaldgenossenschaft im März 2013 ist diese bereits mehrfach ausgezeichnet worden, u.a. von der NRW-Bank, dem Naturschutzbund (NABU) Deutschland sowie durch die Stiftung Zukunftsfähigkeit FUTURZWEI.

Sie verfügt mit ihren aktuell ca. 315 Mitgliedern über ein Geschäftskapital von über 1 Mio EURO und ca. 80 ha erworbener Waldfläche.